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Theaterstück „Pfoten weg“: Wie Irmi Wette Kindern helfen will, „Nein!“ zu sagen

Seit fast zwanzig Jahren hilft Irmi Wette Kindern, sich gegen sexuelle Gewalt zu wehren. Im April kommt die Pädagogin mit ihrem Theaterstück „Pfoten weg!“ auch nach Schleswig. Fotos alle: Pfoten weg!

 

Schleswig:

Irmi Wette bringt ihr Theaterstück „Pfoten weg!“ vom 24. bis 29. April nach Schleswig. Das Projekt dient zur Prävention sexueller Gewalt an Kindern. Geeignet ist es für Kinder im Alter von vier bis acht Jahren, einige Anmeldungen sind bereits eingegangen.

Zuerst sind die Eltern dran

Vor dem Besuch des Stücks bietet Wette noch „den obligatorischen Elternabend“ an – zu Coronazeiten auch digital über Zoom. Dort hält sie einen Vortrag über das Projekt und erklärt die Bausteine von sexualisierter Gewalt. Außerdem beantwortet sie fragen und gibt den Erziehungsberechtigten Alltagstipps, was sie tun können um ihre Kinder zu stärken und zu schützen. Dabei versucht sie auch lokale Organisationen mit einzubinden, „damit die Eltern da auch jemanden sehen und nicht nur eine anonyme Telefonnummer haben, die man gegebenenfalls nicht mal findet, wenn ein Notfall eingetroffen ist.“

Darum geht es im Theaterstück

Die drei Katzenkinder Salome, Tom und Lotte freuen sich so gar nicht auf den Besuch von Onkel Burschi und Tante Herzi, da ihnen die „krakenartigen Umarmungen“ und „Schlabberküsse“ sehr unangenehm sind. Die Tiere sind bei Kindern besonders beliebt und werden auch gerne als Schmusekatze wahrgenommen. „Katzen haben einen eigenen Willen, aber vor allem auch Krallen in ihren Tatzen und wenn Katzen etwas nicht oder nicht mehr wollen, dann zeigen die das deutlich.“

Irmi Wette spricht durch die Katzen zu den Kindern. So will sie ihnen zeigen, wie sie sich in schwierigen Situationen wehren können.
 

Im Theaterstück lernen die Katzen, wie sie sich gegen die Übergriffe wehren können und konsequent nein zu sagen – genauso wie die Zuschauer. Außerdem möchte Wette mit dem Figurenstück die Botschaft den Kindern vermitteln, dass ihr Körper ihnen alleine gehört, sie auf ihr Bauchgefühl hören und offen über ihre Gefühle sprechen dürfen. Vor allem aber: gezielt Hilfe und Unterstützung einzufordern. „Kein Kind kann sich alleine schützen, da braucht es aufmerksame Erwachsene.“ Sexualisierte Gewalt sei nicht nur die Vergewaltigung, sondern es fange schon viel, viel früher an mit übergriffigen Verhaltensweisen Kindern gegenüber und Beschämungen.

Nach weit über 75.000 Kindern bekomme ich immer noch jedes Mal Gänsehaut wenn diese 50 oder 100 Kinder das NEIN brüllen

Irmi Wette, Urheberin des Theaterstücks "Pfoten weg!"

In den 50 Minuten der Geschichte geht die 52-Jährige stark in die Interaktion mit den Kindern. Zum Beispiel fragen die Katzenkinder die Zuschauer, was man gegen „krakenartige Umarmungen“ machen kann. Viele Kinder wüssten nicht was in Ordnung ist und was nicht und wo sie sich Hilfe holen können. Trotz unzähliger Aufführungen ist die Pädagogin immer noch berührt von der Reaktion des Publikums. „Nach weit über 75.000 Kindern bekomme ich immer noch jedes Mal
Gänsehaut wenn diese 50 oder 100 Kinder das NEIN brüllen.“

Prävention soll Teil des Lehramtsstudiums werden

Wette hat das Stück geschrieben, die Figuren gemacht und die Bühnenbilder gemalt. Seit fast 20 Jahren führt sie das Stück bundesweit auf – in Kooperation mit der Petze in Kiel und seit 2014 auch mit dem Weissen Ring. „Der Weisse Ring möchte das Projekt im April diesen Jahres nach Schleswig holen und freut sich, dass Irmi Wette dieses zu realisieren versucht“, erklärt Außenstellenleiterin Gesche Seifert. Als regionale Schirmherren haben sich der Kreispräsident, Herr Brüggemeier und der Bürgermeister, Herr Dose zur Verfügung gestellt – Ministerpräsident Daniel Günther hat 2021 die Gesamtschirmherrschaft des Projekts übernommen. Wettes Forderung ist klar: Prävention von sexualisierter Gewalt bundesweit in das Lehramtsstudium mit aufzunehmen. So sollen zukünftige Lehrer für das Thema sensibilisiert werden und auffällige Verhaltensweisen der Kinder besser erkennen.

"Goldversion“ für Schleswig

Wie das Projekt in Schleswig gestaltet wird, ist abhängig von den Sponsoren, da alle Angebote für die Teilnehmer kostenfrei sein sollen. Wette möchte gerne die „Goldversion“ etablieren. Bei dieser bekommen Erzieher und Lehrer auch die Möglichkeit Fortbildungen, Seminare und Workshops im Bereich Prävention, mit Themen wie Doktorspiele, Resilienzförderung und Kindeswohlgefährdung, zu besuchen. Was die Finanzierung angeht ist die Pädagogin ist zuversichtlich: „In zwölf Jahren ist es mir gelungen es immer kostenfrei zu machen.“

Mit dem Theaterstück "Pfoten weg!" möchte Irmi Wette Kinder helfen, unangenehme Gefühle mitzuteilen.


Wenn es die Corona-Lage zulässt, können die Kinder am Aktionstag auch noch basteln. Wenn nicht, erhalten sie eine „reich gefüllte" Tasche vom Weißen Ring mit unter anderem einer Arbeitsmappe mit Broschüren, Fragen zum Theaterstück, Spielen, den Protagonisten zum Nachbasteln und ein Buch vom Theaterstück, damit sie die Geschichte jederzeit nochmal lesen können. Mit dem QR-Code auf dem Buch gelangt man zu dem dazugehörigen Film auf YouTube, zur Homepage und zum Hörspiel. In Zukunft ist auch ein internationaler Kinofilm von „Pfoten weg!“ und ein Datenstick mit allen wichtigen Informationen zu der Thematik geplant.


Trotz des Erfolgs kommt auch Wette mal an ihre Grenzen. „Ich bin manchmal auch am Rande, aber wenn ich Betroffene sehe, die sexualisierte Gewalt überlebt haben, die sie verarbeiten und Bücher schreiben. Da merke ich, da ist einfach eine Bewegung und die gibt mir Mut und Auftrieb.“

Quelle und freundliche Genehmigung: https://www.shz.de/35240057 ©2022
Fotos: Pfoten weg!

 

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