Dieser Artikel stammt aus der Feder von Polizeihauptkommissar Michael Nanz und darf mit seiner freundlichen Genehmigung hier veröffentlicht werden. Herr Nanz ist Präventions- und Sportbeauftragter der Polizeidirektion Flensburg und Initiator dieses Gemeinschaftsprojekts.
Wie kann man die verschiedenen Gewaltformen, die uns im Alltag mitunter begegnen, nachhaltigpositiv beeinflussen? Nicht selten münden die zu bewältigenden Krisen und Herausforderungen in übergriffige Verhaltensweisen. Junge Leute wachsen inzwischen mit dieser allgegenwärtigen Situation auf und empfinden diese Umstände nach der sozialkognitiven Lerntheorie zum Teil als normal. Die Meldungen von den Schulen über etwaige Vorfälle häufen sich zunehmend.
Aus meiner dienstlichen Erfahrung weiß ich, dass Vorträge zu dieser Thematik mitunter schnell in Vergessenheit geraten. Ich habe mir daher die Frage gestellt, wie es gelingen könnte, die Situation entscheidend zum Positiven zu verändern. Dabei sollte eine langfristige Veränderung bewirkt und das Bewusstsein für das Thema „Gewalt" nachhaltig gestärkt werden.
Als Aspekt der Nachhaltigkeit stand der Gedanke der Hilfe zur Selbsthilfe im Vordergrund. Es entstand die Idee, ein Projekt zu schaffen, das von Schülern für Schüler ist und dadurch auch auf eine breitere Akzeptanz stößt. Der Gedanke dahinter ist, dass Jugendliche oft eher auf Ratschläge und Einflüsse ihrer Gleichaltrigen hören und im sozialen Verhalten oftmals mehr von ihnen als von Erwachsenen lernen. Vor diesem Hintergrund sollte kein fertiges Konzept in das schulische System implementiert werden, sondern die Teenager sollten ihr eigenes Konzept zu dem Thema ausarbeiten und am Ende ihrem Projekt auch einen Namen geben. Hierbei sollten die Schüler verschiedene Ansätze und Maßnahmen vereinen, um das Gewaltproblem in allen Lebensbereichen positiv zu verändern.
Das Thema Gewalt betrifft uns alle und erfordert eine gemeinsame Anstrengung, um wirksame Lösungen zu finden. Auch im Abgleich eigener Ressourcen und der anwachsenden Nachfrage im Zuge gesellschaftlicher Veränderung war schnell klar, dass es weitere Akteure zu gewinnen galt. Mit der Unterstützung des WEISSEN RINGS, der Schulsozialarbeiterin und einem Selbstbehauptungstrainer startete das Projekt Anfang des Jahres an der Dannewerkschule in Schleswig. Die Schüler des 7. Jahrgangs haben sich an unterschiedlichen Tagen intensiv mit dieser Thematik beschäftigt und das Problem für sich aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Mit unseren Impulsen entwickelten sie einen sensiblen Umgang miteinander und daraus auch eigene Bewältigungsstrategien.
Anschließend stellten sie ihre Ergebnisse im Klassenverband vor und tauschten sich zu dem Thema aus. Abgerundet wurde der Tag stets mit einem praktischen Teil der Selbstbehauptung. Ein Selbstbehauptungstrainer vermittelte den Jugendlichen nicht nur deeskalierende Verhaltensweisen, sondern legte den Fokus auf die Bedeutung der inneren Werte.
Die Schüler gaben der Initiative zum Abschluss den Namen „Zivil und stabil - Nein zu Gewalt". Es gab an allen Tagen eine sehr positive Resonanz und so wird die Veranstaltung fortan als wiederkehrende an der Dannewerkschule durchgeführt. Das Gewaltpräventionsprojekt wird hierbei gemeinsam mit der Dannewerkschule laufend durch uns auf Fortschritte und Ergebnisse evaluiert und bestenfalls zukünftig auch an anderen Schulen angeboten.