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Schleswig
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Gewaltpräventionsprojekt an der Dannewerkschule in Schleswig

Während der Arbeit an dem Gewaltpräventionsprojekt (siehe Bericht vom 25.04.24) entstand die Idee, einen Patienten aus der Klinik für forensische Psychiatrie in Schleswig zu einem Gespräch mit Schülerinnen und Schülern einzuladen. In der Klinik für forensische Psychiatrie werden Straftäter behandelt, die ihre Straftaten auf Grund von Alkohol- und/oder Drogenabhängigkeit begangen haben. Durch einen Alkohol-/Drogenentzug und verschiedene Gesprächs-und Gruppenangebote sollen die Straftäter auf ein straffreies Leben in Freiheit vorbereitet werden.

Es wurde ein Gespräch mit dem Chefarzt der Klinik geführt, in dem dieser betonte, dass er die Arbeit des WEISSEN RINGS sehr schätze und auch das Gewaltpräventionsprojekt unterstützen wolle. In Zusammenarbeit mit der zuständigen Psychologin konnte ein Patient zur Teilnahme an dem Projekt gewonnen werden. Voraussetzung hierfür war natürlich, dass der Patient schon über entsprechende Ausgangslockerungen verfügte und dass er bereit und in der Lage war, vor einer größeren Gruppe zu sprechen.

Am 17.07. war es dann soweit und mit Herrn B. saß den Schülerinnen und Schülern in der Dannebergschule ein geeigneter Gesprächspartner gegenüber. Er berichtete aus seinem Leben und ermunterte die Schüler, ihn jederzeit zu unterbrechen und Fragen zu stellen. Als Kind wuchs Herr B. zunächst bei seinem Vater auf, der ihm gegenüber sehr gewalttätig war, ihn aber stets mit Markenbekleidung versorgte. Nach dem Tod des Vaters zog Herr B. zu seiner Mutter, die in ärmlichen Verhältnissen lebte und seinem Wunsch nach Markenbekleidung nicht nachkommen konnte. Sehr eindringlich richtet Herr B. einen Appell an die Schüler: „Es ist scheißegal, ob die Schuhe von Adidas oder von Aldi sind, was zählt, ist der Mensch, der darin steckt!“

In der Schule wurde Herr B. zum Unruhestifter, wurde gemobbt und übte auch Gewalt gegenüber Mitschülern aus. Er konnte kein Vertrauen zu Lehrern herstellen, die, wie er heute sagt, es wahrscheinlich gut mit ihm meinten. Auch hier wieder ein Appell an die sehr interessiert zuhörenden Schüler: „Hört auf, Euch zu mobben, steht zusammen und helft einander!“ und „ Erwachsene sind nicht grundsätzlich Eure Feinde!“ Zum Thema Häusliche Gewalt verwies Herr B. auf ein Plakat mit Notfalltelefonnummern, das die Schüler in einem anderen Teil des Projektes erstellt hatten: „Ihr müsst Euch nicht schämen, wenn ihr Hilfe braucht!“

Im Alter von 12/13 Jahren begann Herr B. mit dem Konsum von Alkohol und später auch von Drogen. Um diese Abhängigkeiten zu finanzieren, beging Herr B. Straftaten. Er stahl Geld, z.T. auch unter Zuhilfenahme von Waffen und hat von Jugendarrest über Jugendanstalt und Gefängnis schon einige Jahre „ hinter Gittern“ verbracht. Herr B. berichtet über seine letzte Straftat. Er bestieg ein Taxi und zwang den Fahrer, unter Androhung von Waffengewalt, ihm seine Tageseinnahmen auszuhändigen.

Heute empfindet Herr B. sehr viel Scham und Reue für sei Verhalten. Er würde sich wünschen, einen Teil seiner Schuld wieder gutmachen zu können. Das Opfer war nach der Tat so traumatisiert, dass es längere Zeit nicht mehr arbeiten konnte. Durch seine Mitwirkung an diesem Projekt hofft Herr B., dass die Schüler der Spirale aus Gewalt, Drogen und Kriminalität rechtzeitig entkommen können, indem sie die angebotenen Hilfen annehmen.

Die letzte Straftat brachte Herrn B. in die Klinik für forensische Psychiatrie in Schleswig. Hier hat er einen Drogenentzug hinter sich gebracht und hat auch freiwillig mit dem Rauchen aufgehört. Er nimmt an vielen Einzel- und Gruppengesprächen teil und möchte nach seiner Entlassung „ein ganz normales Leben führen, mit einem Beruf und einer Familie“.
Beeindruckend war die Ruhe und die Aufmerksamkeit der Zuhörenden während der Ausführungen von Herrn B.. Es ist uns wieder einmal bewusst geworden, wie wichtig es ist, sich gemeinsam mit den Schülern dem Thema Gewalt zu widmen, dieses aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und Hilfsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Eine dieser Perspektiven war die Zusammenarbeit mit Herrn B.. Dieser war damals nicht viel älter und hat im Elternhaus ähnlich schlechte Erfahrungen gemacht wie vielleicht einige der Schüler heute. Wir wünschen uns, dass sein Bericht dazu beiträgt, dass die betroffenen Schüler die angebotenen Hilfsangebote wahrnehmen und so den Weg in die Kriminalität vermeiden können.

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